Freudenberg. Wer weiß heute schon noch, wie ein Seilmacher arbeitet, oder was ein Kaligraph überhaupt macht. Womit arbeitet der Galvanisator oder wie macht die Teppichknüpferin aus jeder Menge Garn ein komplettes Kunstwerk? Wer sich für alte und fast ausgestorbene Berufe interessiert, sollte sich die Fotoausstellung des Atatürkvereins Siegerland im Foyer des Rathauses nicht entgehen lassen, die am Freitag feierlich eröffnet wurde.
Mitunter scheinen die Menschen auf den Fotografien aus der Zeit zu fallen. Ein Mann flechtet mühsam einen Korb, während ein anderer Schuhleisten zusammennagelt. Ein Löffelmacher schnitzt aus einem Holzstück kunstvolles Besteck, die Teppichknüpferin lässt das Schiffchen praktisch durch den Webstuhl fliegen.
"Sie alle sind verliebt in ihre Berufe", beschreibt es Bürgermeisterin Nicole Reschke während der Vernissage am Freitagnachmittag im Rathaus. "Sie sind erfüllt von ihrer Arbeit und mit Hand, Kopf und Seele dabei." Bei vielen sei das Handwerk heute nicht mehr beliebt. Die Bilder zeigen, wie bunt und vielfältig die Welt der Berufe ist und thematisieren gleichzeitig den Kampf um Fachkräfte auf dem modernen Arbeitsmarkt.
Nilgün Atlihan, Vorsitzende des Atatürkvereins Siegerland e.V., der die Ausstellung konzipiert und umgesetzt hat, freut sich, die Arbeiten Istanbuler Fotografen in Freudenberg zeigen zu können. "Früher wurden die Berufe von Generation zu Generation weitergegeben - heute sind viele in Vergessenheit geraten."
Die Bilder stammen allesamt von der Künstlergruppe "Reisende Fotografen", die sich in Istanbul und Umgebung auf die Suche nach fast vergessenen Berufen begeben hat. Entstanden sind Momentaufnahmen in Schwarz-Weiß und Farbe, die Alltagsszenen zeigen, die aus heutiger Perspektive fast schon fremd und aus einer fremden Welt zu stammen scheinen.
Umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung mit Beiträgen der Musikschule Freudenberg unter Leitung von Marc Klinkert. Zu sehen sind die Arbeiten im Foyer während der Öffnungszeiten des Rathauses.
