Inszeniertes Chaos mit zeitgenössischen Pointen

Inszeniertes Chaos mit zeitgenössischen Pointen

Freudenberg. Die Premiere von "Die Dame vom Maxim" am Samstag im Flecker Wintertheater war ein weiterer Glanzpunkt auf der kleinen Amateurtheaterbühne. In einer modernen Bearbeitung präsentierte das Ensemble eine moderne Interpretation des berühmten Stücks von George Feydeau. Die Inszenierung beindruckte das Publikum von Anfang bis Ende mit ihrer lebendigen Darstellung des stellenweise irritierend altertümlich wirkenden Textes und ihrem funktionalen, aber einfallsreichen Bühnenbild.

Die Regie schaffte es geschickt, die zeitlosen Komödienelemente des Stücks mit modernen Nuancen zu verweben, wodurch eine erfrischende und unterhaltsame Atmosphäre entstand. Alle Schauspieler brillierten in ihren Rollen und verliehen den Charakteren Tiefe und Lebendigkeit. Allen voran Anne Werner (in Doppelbesetzung mit Fenja Leiendecker) als manchmal derbe, manchmal einfühlsame, aber immer zielstrebige Prostituierte aus dem Nachtclub „Maxim". Ihre spielerische Dynamik und ihr exzellentes Timing sorgten für zahlreiche Lacher im Saal. Stephan Bäumer als ertappter Minister, der sich gerne polternd als „Opfer" inszenierte oder Christine Scholtz als seine hysterisch, von esoterisch-religiösen Wahn ergriffene Ehefrau brillierten in ihren Rollen und brachten die komplexen Charaktere mit Leichtigkeit zum Leben.

Silke Unbehauen als sächselnde „Kröte" und Patrick Kruse als sarkastischer Pressereferent ergänzen kongenial das Trio und verstärken gleichsam das sich ausbreitende Chaos auf der Bühne. Wenn dann im zweiten Akt der Cast einer Reality-TV- Sendung dazu stößt, dann tummeln sich zeitweise 12 bis 14 Akteure auf der 6 Meter breiten Bühne, ein wahrhaftiges, aber stimmig choreographiertes Durcheinander.

Jens Benner als Moderator und Simone Siebel mit Stephanie Decker-Pieck als Jury spielen die sensationslüsternen Medienprofis. Und dann wäre ja da noch das zu verkuppeltende Pärchen. Fabian Schefczyk gibt wunderbar den versnobten Geldadel-Jüngling auf erzwungener Brautschau, Lena Quarg die sich vom schüchternen Fräulein zum Vamp wandelnde Braut. Als Elternteile der beiden mischen Volker Gieseler als selbstbewusster Medien Mogul und Ingrid Bradu als osteuropäische Kunst-Mäzenin die Gesellschaft gehörig auf. Jede Szene war mit einem Hauch von Komik durchdrungen, wobei die Dialoge präzise getimt und mit spritzigem Witz vorgetragen wurden. Die Chemie zwischen allen Darstellerinnen und Darstellern stimmte und die verwirrenden Entwicklungen und überzeichneten Charaktere auf der Bühne wurden überzeugend zum Leben zu erwecken.

Besonders beeindruckend war die moderne Note, die der Inszenierung verliehen wurde. Die Regie fand subtile Möglichkeiten, um zeitgenössische Themen und Anspielungen einzuflechten, ohne dabei den ursprünglichen Geist des Stücks zu verlieren. Dadurch wurde "Die Dame vom Maxim" eben nicht nur zu einer nostalgischen Hommage an das Theater der Belle Époque, sondern auch zu einer relevanten Reflexion über die menschliche Natur und die Absurditäten des gesellschaftlichen Lebens.

Insgesamt war die Premiere von "Die Dame vom Maxim" im Flecker Wintertheater wieder ein wunderbares Beispiel für die künstlerische Vielfalt und das Talent in der lokalen Freudenberger Theaterszene.

 

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