Neues Reanimationssystem jetzt kreisweit im Einsatz

Neues Reanimationssystem jetzt kreisweit im Einsatz

Bärbel Wörster-Dienst ist Notfallsanitäterin und sehr froh, künftig über das Autopulse-System noch besser helfen zu können.

Kreisgebiet. Ihr Beruf als Notfallsanitäterin ist für Bärbel Wörster-Dienst ein echter Traumjob, denn sie liebt es, Menschen zu helfen. Doch nicht jeder Einsatz ist schön – manchmal geht es auch um Leben und Tod. „Dann muss jeder Handgriff sitzen und alle müssen wissen, was zu tun ist“, sagt die 55-Jährige, die auf der Rettungswache in Erndtebrück-Womelsdorf im Einsatz ist. Den Patienten gleichzeitig zu reanimieren und zu transportieren war in der Vergangenheit kompliziert.

„Denn bei einem Herzstillstand darf die Herzdruckmassage nie länger als zehn Sekunden unterbrochen werden“, sagt Bärbel Wörster-Dienst. Das war vor allem dann ein Problem, wenn die Notfallsanitäter den Patienten über schwer zugängliche Wege transportieren mussten. Seit Anfang April gibt es nun ein neues, batteriebetriebenes Reanimationssystem, das die Herzdruckmassage automatisch durchführt. Das „AutoPulse Reanimationssystem“ gehört jetzt zur Standardausrüstung in den Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) im Kreis Siegen-Wittgenstein – es gab auch schon einen ersten Einsatz.

„Es läuft eine Reanimation! Ihr müsst schnell dahin!“, schallt es aus dem Funkgerät. Im NEF macht sich Bärbel Wörster-Dienst mit einem Notarzt sofort auf den Weg. „Wir haben etwa 10 Minuten bis zum Einsatzort gebraucht“, sagt sie später. Vor Ort reanimieren die Angehörigen bereits und führen die Herzdruckmassage durch. Äußere Verletzungen sind nicht zu erkennen. Die Vermutung: Herzinfarkt. „Das ist dann so eine Situation, in der man sich keine Fehler erlauben darf“, erklärt Bärbel Wörster-Dienst. Sie übernimmt das Kommando, holt das Reanimationssystem aus dem NEF Komplett aufgebaut, sieht es aus wie ein Brett auf das man den Patienten legt und fixiert. Alle gemeinsam – Notfallsanitäter und Angehörige – legen den Patienten hinein. Während sie das tun, muss eine Person den Patienten weiterhin per Hand reanimieren. „Die Angehörigen haben das gut gemacht. Man hat gesehen, dass einige Erfahrung in der Ersten Hilfe haben“, erzählt Bärbel Wörster-Dienst.

In das Reanimationssystem eingespannt hebt und senkt sich ein Gurt immer wieder über den Brustkorb des Patienten und führt so die Herzdruckmassage aus, so lange der Akku hält. „Ein Akku läuft ungefähr 40 Minuten. Und wir haben immer zwei volle Ersatz-Akkus im NEF.“ Jetzt müssen die Notfallsanitäter und die Angehörigen noch auf den Rettungswagen warten, der den Patienten ins Krankenhaus transportiert. Der kommt aus Hessen und braucht einige Minuten. Während der Wartezeit, des Transportes in den Rettungswagen, der Fahrt und sogar noch anfangs im Krankenhaus reanimiert das System automatisch weiter. Das nimmt den Notfallsanitätern einiges an Arbeit ab. „Das System war insgesamt über eine Stunde aktiv. Wir haben zwei Akkus fast leer gemacht“, erklärt Bärbel Wörster-Dienst.

Bärbel Wörster-Dienst freut sich sehr darüber, dass das Reanimationssystem jetzt zur Verfügung steht. „Es ist immer besser, wenn man es nicht braucht, aber im Ernstfall nimmt es uns viel Arbeit ab. Ich bin froh, das System an Board zu haben“, sagt die 55-Jährige. Auch für die Fahrt im Rettungswagen ist das Reanimationssystem eine gute Sache, sagt sie. Denn wenn der Patient fixiert ist und automatisch reanimiert wird, kann der Rettungswagen auch mit höherem Tempo in Richtung Krankenhaus fahren.

Bärbel Wörster-Dienst ist sich sicher, dass die neue Ausrüstung in Zukunft noch viele Leben retten wird. Wichtig sei, dass Notfallsanitäterinnen, Notfallsanitäter und Notärzte an dem System geschult werden. „Und ich kann die Bürgerinnen und Bürger nur immer wieder dazu aufrufen, einen Erste-Hilfe- Kurs zu machen“, sagt sie. „Denn wer bei einem Notfall als erstes vor Ort ist, kann schon viel machen, noch bevor wir kommen. Irgendwas zu machen ist immer besser als gar nichts zu tun.“

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