Freudenberg. Donnerstagmorgen, kurz vor acht, Fototermin im Freibad. Bei dreieinhalb Grad Celsius bedarf es schon einiger Phantasie, um sich vorzustellen, dass hier in gut drei Wochen wieder Badebetrieb herrschen soll. "Warum denn nicht", sagt Stephan Goeke gut gelaunt, als er aus der Schwimmmeisterloge kommt. Die Vorbereitungen laufen jedenfalls auf Hochtouren. Öffnungstermin? Mitte Mai, plusminus irgendwas.
Der Schwimmmeister blickt über die Anlage. Vögel fliegen durch den Morgennebel, während ein Jogger oberhalb der Liegewiese auf dem Radweg läuft. Idylle pur im Gambachtal. Das Freibad selbst gleicht derweil einer Baustelle. Fliesen liegen am Beckenrand, ein Gerüst steht noch im Sprungbereich und die Gitterroste am Beckenrand warten darauf, wieder eingesetzt zu werden.
"Es sind schon ordentlich viele Fliesen kaputt gegangen", erklärt Goeke den Stand der Vorbereitung auf die nahende Saison. "Die drei Wochen Frost haben denen ziemlich zugesetzt." Das Paradoxe: Sobald die Sonne scheint, heizen die dunklen Fliesen am oberen Beckenrand enorm auf, kühlen nachts wieder ab und platzen auseinander. "Solange kein Wasser im Becken ist, ist das ein tägliches Spiel", so Goeke. Auch die Dehnungsfuge, die sich längs durch das ganze Becken zieht, muss noch erneuert werden und vollständig abtrocken, bevor das Wasser eingelassen werden kann. Auch um das Becken herum stehen die üblichen Ausbesserungen auf dem Tagesplan. Erst am Mittwoch wurden auf den Liegewiesen die Maulwurfshügel entfernt.
Wann endlich die ersten Badegäste durch das Drehkreuz kommen können, hängt wie in jedem Jahr vom Wetter ab. "Wir peilen wieder Mitte Mai an", so der Schwimmmeister, "einige Freibäder im Siegerland sind früher, einige später dran." Wenn alles nach Plan läuft, wird es vorerst die letzte Freibadsaison sein, bevor im Herbst die Umbauarbeiten beginnen. Rund 5 Millionen Euro sollen in das Schwimmbecken, das Gebäude und das Freibadgelände investiert werden. Knapp die Hälfte kommen als Förderung vom Bund.
Freuen dürfen sich die Freibadgäste auch über die neue Gastronomie; denn niemand anderes als Michael Heuser (Grill Heuser) und Stefan Tsolakidis sind die neuen Pächter des Imbiss-Pavillons. Sie haben bereits stylische Palettenmöbel vor dem Eingangsbereich installiert, denn sie wollen auch Fahrradfahrer, Wanderer und Spaziergänger im Gambachtal mit kleinen Speisen und Getränken versorgen. Aus dem ursprünglich angedachten 1. Mai als Eröffnungstermin wird es zwar nichts, aber voraussichtlich Mitte Mai wird sich auch das Imbiss-Rollo wieder öffnen.
Ein paar dunkle Wolken trüben dann allerdings doch noch die Idylle: Denn auch in Freudenberg fehlt es an Personal und an Kapazitäten. "Wir sind als Schwimmmeister zu zweit", erläutert Goeke, "wird einer von uns im Sommer krank, wird es schon knapp." Auch Mitarbeiter für den Einlass sind wie in den vergangenen Jahren schwer zu finden. Fast schon dramatisch ist derweil die Situation in der Schwimmausbildung. "Wir planen derzeit schon die Kurse für 2025", erklärt Goeke, der auch als 1. Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Freudenberg besorgt ist, denn die Warteliste ist jetzt schon lang. Das Hallenbad in Wildbergerhütte, das aktuell für die Ausbildung genutzt wird, steht inzwischen ebenfalls auf der Kippe. In Siegen wird in den nächsten Jahren aus bekannten Gründen nur ein Hallenbad zur Verfügung stehen. Bleibt praktisch nur noch der Weg nach Olpe, aber auch dort ist das Lehrschwimmbecken - wie auch in Attendorn - aufgrund massiver Schäden am Hubboden geschlossen. Die Schwimmausbildung von Schülerinnen und Schüler genießt eigentlich Priorität, erst dann folgen die Vereine und die Öffentlichkeit. Letztere darf sich schon jetzt auf die neue Saison freuen. Für die Kinder besteht immer größerer Handlungsbedarf.
