Freudenberg. Das Flecker WinterTheater eröffnete am Samstag im Sängerheim am Silberstern die diesjährige Theatersaison mit der Premiere von Philip Kings amüsanter Farce "Lauf doch nicht immer weg". Das Publikum erlebte einen unvergesslichen Abend, an dem das Ensemble sein Talent für Timing, Wortwitz und situativen Humor unter Beweis stellte.
Das Stück, das im Original den Titel "See How They Run" trägt, ist eine turbulente Komödie voller Missverständnisse, Verwechslungen und schräger Charaktere. Schauplatz der Handlung ist die Wohnung eines englischen Pfarrers in einer beschaulichen Kleinstadt. Als ein ehemaliger Soldat auftaucht und sich als Pfarrer verkleidet, nimmt das Chaos seinen Lauf. Eifersüchteleien, Versteckspiele und irrwitzige Situationen bringen die Charaktere an ihre Grenzen und die Zuschauer zum Lachen.
Das Flecker WinterTheater präsentierte sich dabei in Hochform. Die Rolle der Mrs. Toop, gespielt von Fenja Leiendecker mit erstaunlicher Bühnenpräsenz, war eine der tragenden Säulen der Inszenierung. Ihre Darstellung als charismatische, jedoch oft unfreiwillig in chaotische Situationen verstrickte Pfarrersfrau war ein echtes Highlight. Besonders beeindruckend war ihre Fähigkeit, auch in den absurdesten Momenten glaubwürdig zu wirken. Ihre komödiantischen Nuancen, ob in Mimik oder Timing, sorgten für schallendes Gelächter im Publikum, ohne dabei ins Übertriebene abzurutschen. Ebenfalls besonders hervorzuheben ist die Leistung von Patrick Kruse, der als überforderter Pfarrer Lionel Toop glänzte. Auch Josefine Fournasier in der Rolle der schlagfertigen Haushälterin Ida stach heraus – ihr freches Mundwerk und ihre kecken Kommentare gegenüber Miss Skillon (Andrea Quarg mit einem wilden emotionalen Parforceritt und vollem Körpereinsatz, einfach Klasse) sorgten für einige der witzigsten Momente des Abends.
Die gesamte Darstellergruppe, darunter Fabian Schefczyk, Stephan Bäumer, Volker Gieseler Jens Benner und Guido Schröder, spielte mit riesiger Spielfreude und wahnwitziger Dynamik. Jede noch so absurde Wendung des Stücks wurde mit vollem Einsatz gemeistert, sodass selbst die übertriebensten Szenen glaubwürdig und unterhaltsam blieben. Besonders beeindruckend war, wie das Ensemble das enge Bühnenbild effektiv nutzte, um die Komik der Verwechslungen und Verfolgungsjagden noch zu verstärken.
Die Regie von Jens Benner verstand es, die Essenz von Philip Kings Humor auf die Bühne zu bringen. Das Spieltempo war perfekt abgestimmt – gerade schnell genug, um die Hektik und das Chaos zu unterstreichen, ohne dass der Zuschauer komplett den Überblick verlor. Besonders gelungen waren die Übergänge zwischen den Szenen, die fließend und ohne langatmige Pausen vonstatten gingen. So hielt das Stück die Spannung und den Witz durchgehend aufrecht. Auch die Inszenierung kleinerer, subtiler Momente – wie etwa die Verlegenheit des Pfarrers in einer unangenehmen Situation oder das stille Schmunzeln der Haushälterin im Hintergrund – verlieh dem Stück Tiefe und Charme.
Das Bühnenbild war detailverliebt und funktional gestaltet. Der Wohnraum des Pfarrers, mit seinen typisch britischen Möbeln und Dekorationen, bot den perfekten Rahmen für die turbulenten Verwicklungen des Abends. Besonders hervorzuheben sind die liebevoll gestalteten Kostüme, die die Charaktere treffend widerspiegelten. Der Pfarrer in seiner traditionellen Robe, der als solcher verkleidete Soldat und die bunte Auswahl an Figuren in verschiedenen Kostümen verliehen der Aufführung einen zusätzlichen Hauch von Komik.
Fazit: Die Premiere von "Lauf doch nicht immer weg" war ein voller Erfolg und ein Vergnügen für alle Anwesenden. Mit pointiertem Humor, einem spielfreudigen fast schon professionellem Ensemble und einer durchdachten Inszenierung bot das Flecker WinterTheater einen rundum gelungenen Theaterabend.