Oberfischbach. (21.07.2022) Wer jenseits der dreißig ist und den unscheinbaren Raum an der Wiesenstraße 5 betritt, wird sofort an seine Kindheitstage erinnert. Schleckmuscheln, Kaugummi-Zigaretten und Süße Flöten stehen neben Center Schocks und Chupa Chups-Lutschern im Regal. Daneben Gläser mit Fröschen, Weißen Mäusen, Schlümpfen, Colaflaschen und allem sonst, was das Weingummiherz begehrt.
Oberfischbach. (21.07.2022) Wer jenseits der dreißig ist und den unscheinbaren Raum an der Wiesenstraße 5 betritt, wird sofort an seine Kindheitstage erinnert. Schleckmuscheln, Kaugummi-Zigaretten und Süße Flöten stehen neben Center Schocks und Chupa Chups-Lutschern im Regal. Daneben Gläser mit Fröschen, Weißen Mäusen, Schlümpfen, Colaflaschen und allem sonst, was das Weingummiherz begehrt.
Ein Schritt und man ist nicht nur mittendrin in seiner Kindheit, sondern auch in der „Schluchtüte“. So hat Marie Muhl ihren kleinen Kiosk genannt, der seit Mai nicht nur die Herzen der Kinder in Oberfischbach höher schlagen lässt. In der umgebauten Küche ihres Einfamilienhauses gibt es auch kalte Getränke, Kaffeespezialitäten, hin und wieder Crêpes oder – an jeden Mittwoch – frische Waffeln mit Sahne oder heißen Kirschen. Natürlich sind es meist die Jungen und Mädchen aus dem Dorf, die ihr Taschengeld in Limo, Hubba Bubba und Brausetütchen investieren. Aber auch Eltern, die mit ihrem Nachwuchs auf einem der beiden nahe gelegenen Spielplätze waren, schauen gerne vorbei. Inzwischen hat sich das Angebot natürlich herumgesprochen – auch Naschkatzen aus dem Heuslingtal, Heisberg oder Niederndorf machen gerne mal einen Zwischenstopp.
„Eigentlich war es eine Corona-Idee“, berichtet Marie Muhl, die an Werktagen von 14 bis 18 und samstags von 10 bis 14 Uhr die „Schluchtüte“ öffnet. Als während des Lockdowns praktisch alles geschlossen war, lag es irgendwie nahe, ein solches Angebot für die Oberfischbacher zu schaffen. Ein bisschen war es auch ihr Kindheitstraum, den sich die junge Mutter selbst erfüllt hat. „Bei uns gab es damals den Onkel Erich, der in seinem Lebensmittelmarkt eine kleine Süßigkeiten-Ecke hatte“, erinnert sie sich. Und gerade bei den älteren Kundinnen und Kunden traf sie mit ihrem Kiosk einen Nerv: „Natürlich erinnern sich fast alle an ihre eigene Kindheit, wenn sie hier vorbeikommen“, berichtet sie, während die Kinder oft überrascht sind, dass man Kaugummis, Bonbons oder Lutscher auch einzeln kaufen kann.
Für Marie Muhl ist die „Schluchtüte“ ein Herzensprojekt: „Wir tischen anderen halt gerne was auf“, lacht sie mit Blick auf ihre Schwester und ihre Kusine, die jeden ersten Sonntag im Monat ins „Café Zuckerpuppen“ im Alten Flecken einladen. Gerne lässt sie sich neue Angebote einfallen oder ist auch schon mal Ziel für eine Schatzsuche beim Kindergeburtstag. Werbung betreibt sie vor allem über ihren Instagram-Kanal (kiosk_die_schluchtuete).
Bleibt noch eine letzte wichtige Frage: Schluch oder Schnuck? „Das ist tatsächlich immer wieder ein Thema“, freut sich Marie Muhl über die Diskussion. „Wer aus Richtung Niederfischbach kommt, ist eher mit ‚Schluch‘ aufgewachsen, während im Siegener Raum ‚Schnuck‘ häufiger vorkommt“, ist ihr rein subjektiver Eindruck. Aber das lässt sich ja prima bei einer Waffel mit Erdbeeren und Nutella diskutieren…